Fahrt der Klasse 9a zum Konzentrationslager Flossenbürg, 01.12.2023

Dichter Schneefall empfängt die Jugendlichen und Erwachsenen an diesem kalten Freitag beim KZ Flossenbürg. Schon nach kurzer Zeit im Freien sind alle nass und frieren trotz warmer Kleidung und festen Schuhen. Nach der Begrüßung durch Frau Versch von der Gedenkstätte Flossenbürg macht sich die Klasse 9a auf den Weg, während eines geführten Rundgangs durch das frühere Lager die zentralen Orte aufzusuchen sowie über Einzelschicksale der Häftlinge näheres in Erfahrung zu bringen.

Bereits beim Ausstieg aus dem Bus war zu erkennen, dass nicht mehr alle Gebäude des ehemaligen Konzentrationslagers erhalten sind. Man hat vieles abgerissen, andere Gebäude wurden zwischenzeitlich restauriert. Mit Hilfe alter Fotos erhalten wir dennoch einen Überblick über das damalige Lagergelände und den in der Nähe befindlichen Steinbruch.

Frau Versch, die uns durch die Gedenkstätte führte und uns mit reichlich Informationen (teilweise sehr grausamen) und ausgewählten Aufnahmen versorgte, machte uns bewusst, wie die SS-Lagerleitung für Angst und Schrecken sorgte. Bereits hier waren viele von uns über die Unmenschlichkeit im Lageralltag schockiert.
Das KZ Flossenbürg wurde im Mai 1938 errichtet. Die SS-Führung hatte diesen Ort aufgrund seiner Granitvorkommen als Standort für ein Konzentrationslager ausgewählt. Die ersten Gefangenen kamen am 3. Mai 1938. Die Zahl der anfangs 400 Gefangenen stieg bis zum Kriegsende auf 15 000 Menschen an, die auf engstem Raum inhaftiert waren. Wir erfuhren auch, dass es sich hier nicht nur um Juden handelte, sondern um Kriegsgefangene aus anderen Ländern, politische Gegner, Sinti und Roma, aber auch um „Kriminelle“. Insgesamt wurden im KZ Flossenbürg zwischen 1938 und 1945 ungefähr 100 000 Häftlinge aus 30 Ländern registriert, von denen nachweislich mindestens 30 000 nicht überlebten.
Auf dem linken Türpfosten des Lagereingangs stand zwar das Motto „Arbeit macht frei“, tatsächlich aber wurden die Menschen im Lager ausgebeutet, gequält, gefoltert, hingerichtet und vielfach zu Tode geschunden.
Der Appellplatz war das Zentrum des Lagers. Hier fanden Strafaktionen, Folterungen und Hinrichtungen statt. Die unterernährten Leute mussten dort oft stundenlang stramm stehen, egal bei welchem Wetter, was eine zusätzliche Quälerei bedeutete.
Im sogenannten Häftlingsbad, dem noch heute bestehenden Gebäude, wurden aus Menschen Nummern, man nahm ihnen alle Würde, alle Persönlichkeit. Hier mussten die neu angekommenen Gefangenen alles abgeben, was sie besaßen, sie wurden am ganzen Körper rasiert und anschließend von anderen Häftlingen mit Prügeln unter zu heiße oder zu kalte Duschen getrieben. Auch hier wurde uns wieder bewusst, wie grausam Menschen miteinander umgehen können.
Das Krematorium jagte uns allen noch mehr Schauer über den Rücken. Wie wir erfuhren, wurde ab 1944 ein Tunnel mit anschließender Rampe angelegt, um die stark ansteigende Zahl an Toten zum Krematorium transportieren zu können und sie dort zu verbrennen.

Nach dem Ende der Führung im Freien besuchten die Jugendlichen noch die Ausstellung in der ehemaligen Wäscherei und recherchierten zu ausgewählten Einzelschicksalen. Ihnen wurde dabei noch einmal bewusst, dass die Menschen im KZ nicht nur körperlich, sondern auch seelisch zerstört wurden.

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